#RespectMySize: Interview mit Verena Prechtl über Bodyshaming (2024)

#RespectMySize: Interview mit Verena Prechtl über Bodyshaming (1)

Foto: @Miu_Reck für @schoenwild & @ms_wunderbar

Bloggerin Verena Prechtl hat immer wieder mit Bodyshaming zu tun. Sie will mit einer erfolgreichen Kampagne darauf aufmerksam machen

Sich in seinem eigenen Köper wohlfühlen –für viele von uns, unabhängig von Gewicht, Größe und Aussehen, ein schwieriges Unterfangen. Plussize-BloggerinVerena Prechtl (@ms_wunderbar) liebt sich und ihren Körper.Trotzdem lässt sie Bodyshaming, wie es ihr als mehrgewichtiger Frau im Alltag oft widerfährt, nicht kalt. Gemeinsam mit Blogger-Kollegin Julia Kremer (@schoenwild)hat sie deshalb die Kampagne #RespectMySize ins Leben gerufen, die auf die Umstände für mehrgewichtige Menschen in unserer Gesellschaft aufmerksam machen soll.

Wir haben mit Verena über die Kampagne gesprochen und erfahren, was sie sich von wildfremden Menschen anhören muss, die sie einzig allein über ihr Äußeres definieren.

#RespectMySize: Bloggerin Verena Prechtl spricht mit uns im Interview ganz ehrlich über Bodyshaming

InStyle: Du hast gemeinsam mit JuliadieAwareness-Kampagne #RespectMySizeins Leben gerufen, die auf Instagram und in den Medien viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Wie entstand die Idee für #RespectMySize ?
Verena: „Ausschlaggebend für die#RespectMySize-Kampagnewar einZeitungsartikel vom 4. Juni 2020, in dem die Hotelbesitzerin Angelika Hargersheimer folgendes sagte: 'Also ich finde es persönlich diskriminierend, dass ich so einen Anblick (übergewichtige Menschen, d. Red.) ertragen muss (...).Und ich weiß, wenn ich dick bin, dass da was nicht stimmt. Und es hat auch nicht jeder was mit der Schilddrüse.'

Mehr Videos zum Thema

Mehr Videos zum Thema

#RespectMySize: Interview mit Verena Prechtl über Bodyshaming (3)

Unter "Anbieter" xymatic GmbH aktivieren, um Inhalt zu sehen


Julia und ich bekamen das Interview von einer Followerin zugeschickt und haben uns ganz fürchterlich über die Aussage aufgeregt. Sie ist für jeden mehrgewichtigen Menschen ein Schlag ins Gesicht undzeigt, dass es mittlerweile komplett legitim geworden ist, jemanden auf sein Gewicht zu reduzieren.Daraufhin haben wir beschlossen, dass wir etwas tun müssen. Wir haben einShooting organisiert undprobiert, möglichst schnellviele Menschen zu mobilisieren.

Als wir nach einem Namen für die Kampagne suchten, kamen wir auf denHashtag #RespectMySize. Diese Bezeichnungist breit gefächert. In unserer Kampagne geht es zwar hauptsächlich nur um die Diskriminierung übergewichtiger Menschen, aber trotzdem wollen wir eine Awareness schaffen und mit Vorurteilen aufräumen, auch wasnormalgewichtige oder sehr schlankeMenschen (Skinnyshaming)betrifft.“

Was ist eure Hauptaussage?
„Wir kämpfen mit der Kampagne gegen Diskriminierung in der Gesellschaft. Erstens stimmen die Vorurteile, dicke Menschen wären ekelig, faul und nicht belastbarnicht, und zweitens schmerzen sie sehr. Niemand hat das Recht, solcheine Aussage über einen Menschen zu treffen,egal ob klein, groß, dick, dünn, schwarz, weiß (...)man diskriminiert einen Menschen nicht aufgrund seinesAussehens und schon gar nicht urteilt man über seinen Gesundheitszustand. Wir wünschen uns von der Gesellschaftakzeptiert zu werden.Ich sage bewusst 'akzeptiert'und nicht toleriert, weil Toleranz für mich impliziert, dass man etwas hinnimmt. Es sollte einfach nicht mehr differenziert werden, ob jemand dick oder dünn ist.“

Welche Reaktionen haben dich am meisten berührt?
„Wir haben viele Nachrichten bekommen, in denen uns viele mehrgewichtige Follower von ihren persönlichen Erfahrungen mit Bodyshaming erzählten.Die Geschichte, die mich am meisten berührt hat: Eine junge Frau ist anMultipler Sklerose erkrankt. Sie ging früh mit Beschwerden zum Arzt, der ihr allerdings nur sagte, dass diese Beschwerden von ihrem Übergewicht kämen und sie abnehmen müsse. Hätte der Arzt sie richtig untersucht, wäre die Krankheit früher erkannt worden. Jetzt ist sie in Frührente.“

Was sind deine persönlichen Erfahrungen mit Bodyshaming?
„Ich selber habe tatsächlich auch bei Arztbesuchen häufig mit Bodyshaming zu tun. Einige Krankheiten wurden bei mir jahrelang nicht entdeckt, weil die Beschwerden sehr häufig nur auf mein Körpergewicht zurückgeführt wurden. Auch in der Familie passiert immer noch sehr viel Bodyshaming. Das geht leider bei vielen schon sehrfrüh los und kann zu schwerwiegenden Problemen führen.

Beispiele sind: 'Du hast soein hübsches Gesicht –wenn du zehnKilo weniger wiegen würdest, wärst du noch schöner'oder 'Wenn du ein bisschen dünner wärst, würdest du auch mal einen Mann finden.'Diese Sätze werden jungen Mädchen schon früh ins Gehirn eingepflanzt. Ich selber habe meine erste Erfahrung mit Bodyshaming gemacht, als ich achtJahre alt war. Ein Familienmitglied sagtemeiner Mutter, sie solle mir mehr Joghurt zu essen geben, weil ich zu dick wäre. Ich war zu diesem Zeitpunkt absolutnormalgewichtig. Solche Kommentare in Kindheit und Jugend können zu langjährigen Problemen führen. Das können Essstörungen oder psychische Probleme sein, aber auch gesundheitliche oder emotionale Probleme (...), denn es wird einem jasuggeriert, nicht gut genug zu sein.“

#RespectMySize: Interview mit Verena Prechtl über Bodyshaming (4)

Unter "Anbieter" Instagram aktivieren, um Inhalt zu sehen

Wir Frauen sind mit uns ja häufig am kritischsten, gerade wenn es um den Körper geht. Hast du einen Tipp wie man es schafft sich selbst so zu mögen, wie man ist?
„Es ist in Ordnung kritisch mit sich zu sein. Selbstliebe und BodyPositivity sollen keine neuen Zwänge sein, die einem auferlegt werden. Das bedeutet nicht, dass man sich immer lieben muss, wie man ist. Es gibt Tage, an denen man sich schlecht fühlt und das ist ok. Der weibliche Körper ist ja, den Hormonen geschuldet,jeden Tag anders.

Es ist völlig in Ordnung, dass es Tage gibt, an denen man sich zu dick fühlt und andere, an denen man sich selbst total gut findet. Es muss ausgeglichen sein. Sehr wichtig finde ich es,sich selbst und anderen Menschen aus der Vergangenheit für Aussagen oder Gefühlezu vergeben. Man muss ausschalten, auf andere Menschen zu hören und zu sich selbst finden.

Was mir außerdem immer hilft:Sich schöne Unterwäsche anziehen und sich vor den Spiegel stellen –das ist ein ultra guter Selbstbewusstseins-Booster!“

Wie stehst du zu demBegriffBodyPositivity?
„Body Positivity wird häufig mitGlorifizierung von Übergewicht gleichgesetzt. Das stimmt nicht. Jeder mehrgewichtigeMensch weiß, dass die Kilos zu viel die Gesundheit beeinflussenund auch schlimme Folgen haben können, trotzdemgeht das niemanden etwas an außer einen selbst. Außerdem sehen viele, wie eben schon angesprochen,Body Positivityals Zwang. 'Du musstdich selbst lieben, alles an dir, jetzt und auf der Stelle'.

Für mich bedeutet es, sich um sich selbst, umsich und seinen Körper zu kümmern, sich nicht gehen lassen, sondern gut zu sich und seinem Körper zu sein. Man muss nicht jeden Tag jede Zelle seines Körperslieben, es ist völlig ok, wenn man mal nicht zufrieden ist.“

Wie definierst du Schönheit? Wann ist ein Mensch schön für dich?
„Schönheit ist für michnicht Aussehen, sondern Charakter. Ein Mensch ist schön für mich, wenn Charakter, Aura und Ausstrahlungstimmen. Ein Mensch, der ein gutes Herz hat, ist schön.Natürlichgibt es auch Schönheit, die sich an Äußerlichkeitenorientiert. Da ist zum Beispiel Ashley Graham mein Goal –sie ist eine wunderschöne Frau. Aber wenn man ihre Storiesschaut, ist sie auch dort lustig und sympathisch.“

Was muss sich in unserer Gesellschaft ändern, damit alle Figurtypen akzeptiert werden?
„Ich denke, dass dasleider noch ein sehr langer Weg ist. Ich glaube, wir müssen erst mal mitVorurteilen aufräumen. Unsere Gesellschaft muss lernenumzudenken. DieMedien müssen Statements setzen. Ich wünsche mir, dass unsere nächste Generation in Bezug auf das Körperbildanders erzogen wird und wünsche mirKampagnen, die das unterstützen.“

#RespectMySize: Interview mit Verena Prechtl über Bodyshaming (5)

Unter "Anbieter" Instagram aktivieren, um Inhalt zu sehen

Hier für denInStyle-Newsletter anmelden und alle Trends bequem ins Postfach bekommen.

Mehr zum Thema

  • Interviews
  • InStyle auf Instagram

MEHR PRODUKTE ENTDECKEN

KleiderMäntelHosenSchuheBlusenPulloverTaschen

    Watch Next

    Die neuesten Videos auf InStyle.de

    #RespectMySize: Interview mit Verena Prechtl über Bodyshaming (6)

    Unter "Anbieter" xymatic GmbH aktivieren, um Inhalt zu sehen

    #RespectMySize: Interview mit Verena Prechtl über Bodyshaming (2024)
    Top Articles
    Latest Posts
    Article information

    Author: Fr. Dewey Fisher

    Last Updated:

    Views: 5603

    Rating: 4.1 / 5 (62 voted)

    Reviews: 93% of readers found this page helpful

    Author information

    Name: Fr. Dewey Fisher

    Birthday: 1993-03-26

    Address: 917 Hyun Views, Rogahnmouth, KY 91013-8827

    Phone: +5938540192553

    Job: Administration Developer

    Hobby: Embroidery, Horseback riding, Juggling, Urban exploration, Skiing, Cycling, Handball

    Introduction: My name is Fr. Dewey Fisher, I am a powerful, open, faithful, combative, spotless, faithful, fair person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.